S700 Safety Guide | 1 Deutsch
1.3.11 Safe Torque Off (STO)
Das S700 Schaltungskonzept wurde geprüft und abschließend beurteilt. Das Schal-
tungskonzept zur Realisierung der Sicherheitsfunktion "Safe Torque OFF" in den Ser-
voverstärkern ist demnach geeignet, die Anforderungen an SIL CL3 gem. EN 62061 und des
PLe gem. EN 13849-1 zu erfüllen.
Die Sicherheitsfunktion STO entspricht der Stopp-Kategorie 0 (ungesteuertes Stillsetzen)
nach EN 60204-1. Die Sicherheitsfunktion STO des Servoverstärkers kann durch externe
Sicherheitsschaltgeräte (Relais), durch eine externe Sicherheitssteuerung oder durch eine
eingebaute Sicherheitskarte S1-2 bzw. S2-2 ausgelöst werden
SIL2 / PLd Lösungen sind mit einkanaliger oder zweikanaliger Ansteuerung mit einfachen
Sicherheitsschaltgeräten möglich.
Für eine SIL3 / PLe Lösung wird eine Sicherheitssteuerung benötigt, die das sichere Schal-
ten der Impulssperre periodisch durch Auswerten des Rückführsignals testet.
1.3.11.1 Sicherheitshinweise
WARNUNG
Der Verstärker kann eine hängende Last nicht halten, wenn die STO-
Funktion aktiviert ist. Schwere Verletzungen können die Folge sein, wenn
die Last nicht sicher blockiert wird. Antriebe mit hängenden Lasten müs-
sen über eine zusätzliche sichere mechanische Sperre verfügen (zum Bei-
spiel durch eine Motor-Haltebremse).
VORSICHT
Die Funktion STO gewährleistet keine elektrische Trennung am Leis-
tungsausgang. Es besteht Stromschlag- und Verletzungsgefahr. Wenn
ein Zugang zu den Motoranschlüssen erforderlich ist, muss der Verstärker
von der Netzspannung getrennt werden. Beachten Sie die Entladungszeit
des Zwischenkreises.
Wenn die Funktion STO von einer Steuerung einkanalig angesteuert wird, muss sicher-
gestellt sein, dass der Ausgang der Steuerung gegen Fehlfunktion überwacht wird. Ein irr-
tümliches Einschalten wird bei einkanaliger Ansteuerung nicht erkannt.
Wird im Betrieb die Funktion STO betätigt, so trudelt der Antrieb aus und der Servoverstärker
meldet den Fehler F27. Ist in einer Anwendung eine kontrollierte Bremsung vor der Benut-
zung von STO erforderlich, so muss der Antrieb zunächst gebremst und die STO Eingänge
zeitverzögert von +24VDC getrennt werden.
Bei der Verdrahtung der STO Eingänge innerhalb eines Einbauraumes muss darauf geachtet
werden, dass sowohl die verwendeten Leitungen als auch der Einbauraum selbst den Anfor-
derungen der EN 60204-1 entsprechen. Erfolgt die Verdrahtung außerhalb eines Ein-
bauraums, so muss diese dauerhaft verlegt und gegen Beschädigung geschützt werden.
Die folgende Funktionsreihenfolge muss unbedingt eingehalten werden, wenn der Antrieb
kontrolliert gebremst werden soll:
1. Bremsen Sie den Verstärker kontrolliert ab (Geschwindigkeits-Sollwert = 0 V).
2. Wenn Geschwindigkeit = 0 U/min, deaktivieren Sie den Verstärker (Enable = 0 V).
3. Bei hängender Last den Antrieb zusätzlich mechanisch blockieren
4. STO ansteuern (STO1-Enable und STO2-Enable = 0V)
Wird die Funktion STO in einer Anwendung nicht benötigt, so müssen die Eingänge STO1-
ENABLE und STO2-Enable direkt mit +24VDC verbunden werden. Der Servoverstärker ist
nun nicht mehr als Sicherheitsbauteil im Sinne der Maschinenrichtlinie zu betrachten.
20 Kollmorgen | September 2015